Samstag, 17. Mai 2014

[Rezension] Stranwyne Castle - Das trügerische Flüstern des Windes


http://i1.weltbild.de/asset/vgw/stranwyne-castle-das-truegerische-fluestern-des-085246017.jpgTitel: Das trügerische Flüstern des Windes
Originaltitel: The Dark Unwinding
Autor/in: Sharon Cameron
Reihe: Stranwyne Castle #1
Preis: 14,99€
Seiten: 352
Verlag: Egmont INK
Erscheinungdatum: 2. Mai 2014
ISBN-13: 978-3863960094
Leseprobe
Intrigen, Ränkespiele, Gerüchte … bei den Tulmans geht man nicht zimperlich miteinander um. Schon gar nicht mit einer vorlauten jungen Frau, von der man kaum noch hoffen kann, sie zumindest gewinnbringend zu verheiraten. Also wird Katharine vor die Wahl gestellt: Armenhaus oder sie erbringt den Beweis, dass ihr reicher Onkel, Frederick Tulman, verrückt geworden ist und das Familienvermögen zum Fenster hinauswirft. Was sie vorfindet, ist jedoch kein seniler alter Mann, sondern ein Exzentriker, der wahre Wunder vollbringt und eine surreale Welt geschaffen hat, die Katharine immer mehr in ihren Bann zieht. Wie die sturmgrauen Augen seines Assistenten Lane. Doch das Schicksal ist so trügerisch wie das Flüstern des „Stranwyne“, und plötzlich ist es Katharine, die um ihr Leben fürchten muss …

"Stranwyne Castle" verspricht eine geheimnisvolle Welt, die den Leser voll und ganz in ihren Bann ziehen soll. Mich selbst konnte die Story leider nicht fesseln, trotz geheimnisvoller Intrigen und vieler falschen Fährten. Wer es auf Katharina abgesehen hat, wird schnell klar, und auch die "surreale Welt" ist nicht so atemberaubend, wie ich mir das gewünscht hätte.

Ein seltener Fall, aber hier gefällt mir das deutsche Cover besser als das Original, auch wenn es weniger aussagekräftig ist. Harmonische Farben und ein hübsches Gesicht, zwar nichts Neues, aber schön anzusehen.

Vorneweg muss ich sagen, dass die Charaktere wirklich nicht schlecht sind. Nur konnte ich mit ihnen nicht viel anfangen.
Protagonistin Katharine und ich hatten keinen guten Start, denn sie war mir anfangs wirklich enorm unsympathisch. Sie wirkt egoistisch, hochnäsig, berechnend und kalt und dieser erste Eindruck hat sich bis zum Ende hin nicht verflüchtigt, obwohl man mit der Zeit auch weichere und gelöstere Seiten von ihr kennenlernt.
Eine unsympathische Protagonistin ist leider immer ein riesen Minuspunkt, der einen Schatten auf den kompletten Rest der Story wirft. Wie schon beim Überblick erwähnt, wird schnell klar, wer Katharine im Visier hat. Sprich: Trotz haufenweise falscher Fährten schafft die Autorin es nicht, ihre Leser zu täuschen, weshalb die Figuren ganz schnell an Glaubwürdigkeit einbüßen.
In dem Buch tummeln sich zwar viele nette Figuren, wirklich sehr außergewöhnliche dazu, aber der Funke ist bei mir nicht übergesprungen. Weder die Schroffe Haushälterin, noch der verschrockene kleine Junge, der nie spricht, konnten mich wirklich berühren, ebenso wenig der abweisende Lehrling des Onkels, oder gar Onkel Tully selbst.
Schnell wird klar, dass Onkel Tully autistisch ist, auch wenn dies nie explizit ausgesprochen wird. Dadurch wird er zur interessantesten Figur, denn die Krankheit wurde wirklich super umgesetzt. Besonders die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Katharine und ihrem Onkel war wunderschön, die Zuneigung geradezu spürbar.
Doch wie gesagt, der schlechte Start mit Katharine lies sich einfach nicht abschütteln.

Katharine erledigt für ihre Tante Alice die Buchhaltung, etwas anderes bleibt ihr nicht übrig. Ohne Eltern, ohne Geld und ohne Mann ist sie auf die finanzielle Unterstützung ihrer Tante angewiesen, sodass ihr nichts anderes übrig bleibt, als nach deren Pfeife zu tanzen.
Aus Geldgier wird Katharine nach Stranwyne Castle geschickt, um zu bezeugen, dass ihr Onkel nicht zurechnungsfähig ist. Dies würde dazu führen, dass dessen kompletter Besitz direkt an Alice Sohn und somit an Alice übergeht.
Eine theoretisch simple Aufgabe, die Katharine zügig hinter sich bringen will, doch einmal in Stranwyne Castle angekommen, geraten ihre Vorsätze ins Wanken. Was ihr Onkel sich dort geschaffen hat, ist nicht einfach eine verschwenderische Aktion eines Geisteskranken, sondern eine eigene kleine Welt.
Er beschäftigt an die 1000 Menschen, für die er zwei Dörfer auf seinem Anwesen errichtet hat. Onkel Tully selbst ist fast rund um die Uhr in seiner Werkstatt, in der er Dinge verbirgt, die Katharine sich im Traum nicht vorstellen kann.
Schon nach wenigen Tagen entwickelt sich eine tiefe Zuneigung zu ihrem Onkel, der zwar ganz offenbar wirklich nicht alle Tassen im Schrank hat, aber ein liebevoller Mensch und genialer Wissenschaftler ist. Katharine lässt sich zu einem Monat Bedenkzeit überreden, ist jedoch nach wie vor fest entschlossen, den Auftrag ihrer Tante zu erfüllen, schließlich muss sie in erster Linie an sich selbst denken. Doch das Wissen, dass die Zukunft hunderter Menschen in ihren Händen liegt, lastet schwer auf ihr, ganz zu schweigen davon, wie sehr sie Stranwyne Castle und dessen Bewohner liebt.
Doch die bevorstehende Entscheidung ist nicht das einzige Problem: Jemand scheint es auf Katharine abgesehen zu haben. Obwohl sie keinen Schluck Alkohol trinkt, verschwimmen ihre Erinnerungen, sie riskiert ihr Leben, ohne sich daran zu erinnern. Katharine hat Angst verrückt zu werden, doch jemand hat seine Finger im Spiel.
Die Geschichte bietet verschiedene Handlungsstränge, die sich geschickt zusammenfügen. So weit so gut, auch das Setting gefällt mir, ohne Frage, aber packen konnte mich das Buch nicht. Der Funke ist, trotz wirklich netter Story, nicht übergesprungen, mir hat der Drang weiterzulesen gefehlt. Kurz gesagt: Das Buch ist ganz nett, aber in meinen Augen auch nicht mehr.

Geschrieben ist das Buch wirklich gut, man wird sofort in die Vergangenheit versetzt, obwohl die Ausdrucksweise einem Jugendbuch entsprechend frisch und flott bleibt. Ein schwieriger Balanceakt, den die Autorin wunderbar gemeistert hat. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen setzt sie gekonnt um, und ihre Kulisse lässt ein eindrucksvolles Bild vor den Augen ihrer Leser entstehen. Lediglich der letzte Schliff, die packenden Elemente, die einem zum Weiterlesen drängen, fehlen mir leider.

2,9 Punkte




Sharon Cameron - Stranwyne Castle- Egmont INK
© Rusty Russell
Sharon Cameron lebt in Nashville, Tennessee. Wenn sie nicht gerade schreibt, stöbert sie gern in staubigen Historien-Wälzern, durchlöchert mit ihrem Langbogen Zielscheiben oder frönt ihrer lebenslangen Suche nach geheimen Durchgängen und Verstecken.
“Stranwyne Castle” ist ihr erster Roman.

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