Sonntag, 9. Juni 2013

[Rezension] Das Haus auf der Blumeninsel

http://www.weltbild.de/media/ab/2/061004827-das-haus-auf-der-blumeninsel.jpgTitel: Das Haus auf der Blumeninsel
Originaltitel: /
Autor/in: Christiane Lind
Reihe: /
Preis: 8,99€ 
Seiten: 480
Verlag: Knaur TB
Erscheinungdatum: 3. Juni 2013
ISBN 3426513331
Wertung: 4,0/5
Lauras Ehemann Fabian ist vor sechs Monaten tödlich verunglückt. Als die Tickets für eine gemeinsam geplante Australienreise eintreffen, reißen die Wunden wieder auf. Hals über Kopf flieht Laura nach Madeira in das Haus am Leuchtturm, das ihrer Großtante gehört. Hier hofft sie, Frieden zu finden, um in Ruhe um Fabian trauern zu können. Doch dann fällt ihr ein Buch in die Hände, in das ihre Vorfahrin die faszinierenden Blumen der Insel gezeichnet hat, und sie verfällt wie sie dem Zauber Madeiras.




Anders als erwartet, versteckt sich zwischen den Seiten dieses Buch nicht nur die Geschichte einer jungen Frau, die durch den Zauber Madeiras über den Tod ihres Mannes hinwegkommt. Was dem Leser in "Das Haus auf der Blumeninsel" geboten wird, ist ein großes Familiengeheimnis, das auch viele Jahre später noch seine Spuren hinterlässt.
Emotional und spannend erzählt die Autorin die Geschichte dreier Generationen, die sich Stück für Stück zusammenfügt.
 
Verträumt und romantisch steht ein von Blumen umgebenes Haus im Mittelpunkt des Covers. Es läd ein, sich für einige Stunden von den Eindrücken Madeiras berauschen zu lassen, ist allerdings kein Hinweis für die tragische und ergreifende Geschichte im Innern des Buches.

Überraschenderweise haben mir die Charaktere überaus gut gefallen. Überraschend deshalb, weil man sie trotz authentischer Gefühle und Gedanken stets distanziert betrachtet. Man kann gut mit ihnen mitfühlen, aber baut keine direkte Verbindung mit ihnen auf.
Besonders bei den Frauen in der Vergangenheit war dies der Fall. So blieben diese für mich eher nebelhaft und ich hatte kein konkretes Bild von ihnen vor Augen. Und trotzdem haben sie etwas ungemein Begeisterndes und Fesselndes an sich, das sich schlichtweg nicht in Worte fassen lässt.
Am Anfang der Familiengeschichte steht Amelia, die älteste Tochter Lord Percys, dem Gutsbesitzer von Tristyans Manor in Cornwall. Amelias Mutter starb bei ihrer Geburt und ein Jahr später heiratete Percy die Schwester seiner verstorbenen Frau, Norah.
Kurz darauf bringt diese ihr erstes Kind zur Welt, die egoistische und rücksichtslose Bethany, die keine Möglichkeit auslässt, Amelia zu quälen und zu verletzen.
Lady Norah lässt ihrer eigenen Tochter alles durchgehen und auch ihr Vater ist Amelia keine Hilfe.
Sie muss ständig zurückstecken und leidet unter ihrer Stiefschwester und Stiefmutter.
Bethanys Einfluss zieht sich auch die späteren Abschnitte der Geschichte, denn auch das Leben ihrer Tochter Emma und ihrer Enkelin Grace macht sie zur Hölle auf Erden.
Grace lernt man in der heutigen Zeit kennen. In diesem Abschnitt steht Laura im Mittelpunk, eine entfernte Verwandte, die wie Amelia Blumen über alles liebt.
Laura leidet unter dem Verlust ihres Mannes, für dessen Tod sie sich die Schuld gibt. Die Entdeckung des alten Familiengeheimnisses bietet ihr die nötige Ablenkung, um mit ihrer Situation klar zu kommen.
Sie ist die wohl vielschichtigste und sympathischste Person des Buches und somit die perfekte Protagonistin.

 
Ein halbes Jahr nach dem Tod ihrer Mannes Fabian, hält Laura es einfach nicht mehr in ihrer Wohnung aus und beschließt auf das Drängen ihrer Schwester hin, für eine Weile nach Madeira zu gehen.
Dort lebt sie in dem Häuschen ihrer Großtante und versucht endlich etwas Abstand zu gewinnen.
In einer Felsspalte findet sie Briefe ihrer entfernten Verwandten Amelia an deren Tochter. Doch Amelia hatte überhaupt keine Kinder...
Als nach einigen Tagen ihre Großtante Grace vor der Tür steht, weiht Laura diese in ihre Entdeckung ein und gemeinsam gehen sie dem Familiengeheimnis auf den Grund.
Was sie dabei entdecken, hat weitreichendere Auswirkungen, als sie je für möglich gehalten hätte und diese erstrecken sich bis in die Gegenwart.
Die Geschichte wird zu den unterschiedlichsten Zeiten und aus den verschiedensten Sichten erzählt. Angefangen bei Amelias Kindheit, über Emma, Bethanys Tochter, und Emmas Tochter Grace, bishin zur Gegenwart, in der Grace bereits über 60 ist und gemeinsam mit der jungen Frau Laura in der Vergangenheit gräbt.
Voller Spannung und Emotionen hat die Autorin hier eine komplexe Geschichte geschaffen, die sich bis ganz zum Ende nicht vollkommen offenbart. Nach und nach fügen sich die Puzzlestücke ineinander und lassen den Leser nahezu an den Seiten kleben.
Nicht alle Geschichten nehmen einen gutes Ende, im Gegenteil. Vieles verläuft tragisch und durch die enorm emotionalen Beschreibungen wird man beim Lesen oft aufgewühlt und tief berührt.

Der Schreibstil ist gleichzeitig einfach und sehr lebendig.
Trotz seiner Schlichtheit fesselt er von Anfang bis Ende und ist dabei so emotional, das man eine wahre Achterbahn an Gefühlen durchlebt. Auch die vielen Zeit- und Sichtwechsel bereiten keine Probleme, sondern fügen sich perfekt zu einer wundervollen Geschichte zusammen.


4,0 Punkte


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